03. Mai 2023

  • Umsatzerlöse auf EUR 623,1 Mio. gesteigert – Faserverkäufe erholten sich im Quartalsverlauf
  • EBITDA und Periodenergebnis im Vergleich zum ersten Quartal 2022 rückläufig
  • Kosteneinsparungsprogramm in Höhe von mehr als EUR 70 Mio. planmäßig in Umsetzung
  • Produktion von Modalfasern der Marke TENCEL™ in China erfolgreich gestartet
  • Lenzing bestätigt Ausblick für 2023

Lenzing – Die Geschäftsentwicklung der Lenzing Gruppe, ein weltweit führender Anbieter von Spezialfasern für die Textil- und Vliesstoffindustrien, spiegelte im ersten Quartal 2023 die aktuellen Marktentwicklungen weitgehend wider. Nachdem sich das Marktumfeld im dritten und vierten Quartal des Vorjahres deutlich verschlechtert hatte, waren während des ersten Quartals aber sowohl bei der Nachfrage als auch bei den Rohstoff- und Energiekosten Anzeichen der Erholung erkennbar. Textilfasern verzeichneten eine verhaltene, aber sich stetig verbessernde Nachfrage. Das Geschäft mit Fasern für Vliesstoffe und mit Faserzellstoff entwickelte sich besser als erwartet. Die Rohstoff- und Energiekosten bewegten sich noch auf einem erhöhten, aber sinkenden Niveau.

Die Umsatzerlöse stiegen um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf EUR 623,1 Mio. Dieser Anstieg ist primär auf höhere Zellstoffumsätze zurückzuführen, während die Faserumsätze rückläufig waren. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) ging im ersten Quartal 2023 um 66,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf EUR 29,7 Mio. zurück. Das Periodenergebnis lag bei minus EUR 64,9 Mio. (nach EUR 34,1 Mio. im ersten Quartal 2022), das Ergebnis je Aktie bei minus EUR 3,03 (nach EUR 0,87 im ersten Quartal 2022).

Lenzing startete im dritten Quartal 2022 ein Programm zur Reorganisation und Kostensenkung und liegt mit der Umsetzung voll im Plan. Es werden nach vollständiger Implementierung des Programmes jährlich mehr als EUR 70 Mio. an Kosteneinsparungen angestrebt. Darüber hinaus wurden weitere Maßnahmen zur Stärkung des Free Cashflow eingeleitet. Dieser lag im ersten Quartal 2023 insbesondere aufgrund des negativen Ergebnisses sowie der Fertigstellung der strategischen Investitionsprojekte bei minus EUR 132,3 Mio. (nach minus EUR 102,9 Mio. im ersten Quartal 2022). Zusätzlich zum Einsparungsprogramm werden weitere Schritte zur Reduktion des Working Capital umgesetzt sowie Währungs- und Energiepreis-Hedging neu aufgestellt. Sämtliche Maßnahmen finden vor dem Hintergrund einer soliden Liquiditätsreserve von EUR 639,5 Mio. statt.

„Nach dem Krisenjahr 2022 waren im ersten Quartal 2023 die negativen Nachwirkungen noch deutlich spürbar. Wir stellten aber im Verlauf des Quartals Anzeichen einer Erholung sowohl bei der Nachfrage als auch bei den Energie- und Rohstoffkosten fest. Lenzing hat erfolgreich große Anstrengungen auf der Kosten- und Liquiditätsseite unternommen und ist für eine anziehende Nachfrage bestens vorbereitet“, sagt Stephan Sielaff, Vorstandsvorsitzender der Lenzing Gruppe. „Mittel- und langfristig gehen wir weiter von einem stark steigenden Bedarf an nachhaltigen Produkten der Lenzing aus. Wir sind überzeugt, dass die beiden Investitionsprojekte in China und Indonesien unsere Positionierung dahingehend weiter stärken werden.“

Fokus auf nachhaltige Spezialfasern

Neben der weiteren Umsetzung des Programmes zur Reorganisation und Kostensenkung wurde im ersten Quartal 2023 auch die Umsetzung der Unternehmensstrategie „Better Growth“ weiter vorangetrieben. Die Unternehmensstrategie zielt darauf ab, die strukturell stark wachsende Nachfrage nach biologisch abbaubaren und verantwortungsbewusst hergestellten Spezialfasern der Marken TENCEL™, LENZING™ ECOVERO™ und VEOCEL™ besser zu bedienen. In Übereinstimmung mit dieser wird Lenzing nach der erfolgreichen Umsetzung der beiden Schlüsselprojekte in Thailand und Brasilien einen profitablen Wachstumskurs verfolgen, ihren Fokus auf nachhaltige und hochwertige Premiumfasern für Textilien und Vliesstoffe schärfen und parallel den Übergang von einem linearen zu einem Modell der Kreislaufwirtschaft weiter forcieren.

Lenzing investiert seit 2021 mehr als EUR 200 Mio. in die Produktionsstandorte in China und Indonesien, um bestehende Kapazitäten für generische Viscose in Kapazitäten für umweltverträgliche Spezialfasern umzuwandeln.

In Nanjing (China) konnte im ersten Quartal 2023 die Umwandlung einer Produktionslinie auf Modalfasern der Marke TENCEL™ für Textilien und Bekleidung erfolgreich abgeschlossen werden. Lenzing kann damit erstmals auch ihren chinesischen Kunden lokal hergestellte TENCEL™ Fasern anbieten und damit die strukturell wachsende Nachfrage noch besser bedienen. Durch die Konvertierung der Linie mit einer Nennkapazität von 35.000 Tonnen pro Jahr besteht das Faserportfolio des Produktionsstandortes ab sofort ausschließlich aus umweltverträglichen Spezialfasern. Darüber hinaus arbeitet Lenzing konsequent an der schrittweisen Umstellung des chinesischen Standortes auf grüne Energie weiter, um die CO2-Emissionen weiter zu senken.

Im Zuge der Investitionen am Standort in Purwakarta (Indonesien) schafft Lenzing zusätzliche Kapazitäten für LENZING™ ECOVERO™ Fasern. Lenzing investiert vor Ort in die Senkung der CO2-Emissionen sowie der Luft- und Wasseremissionen. Die Umsetzungsarbeiten verlaufen planmäßig, der Standort wird voraussichtlich noch in diesem Jahr zu einem reinen Spezialviscose-Anbieter umgerüstet.

Änderungen im Vorstand

Lenzing gab zuletzt auch personelle Veränderungen im Vorstand bekannt. Robert van de Kerkhof, Chief Commercial Officer Fiber und seit 2014 Mitglied des Vorstands, setzte den Aufsichtsrat darüber in Kenntnis, nicht für eine weitere Verlängerung seines bis zum 31. Dezember 2023 laufenden Vertrages zur Verfügung zu stehen. Er wird bis zum Ende seiner laufenden Funktionsperiode als Chief Sustainability Officer den Nachhaltigkeitsbereich einschließlich der CO2-Roadmap weiter vorantreiben. Vorstandsvorsitzender Stephan Sielaff wird im Wesentlichen den Vertrieb im Bereich Fiber übernehmen. Der Vorstand der Lenzing wird damit per 1. Jänner 2024 von vier auf drei Mitglieder reduziert.

Ausblick

Der Krieg in der Ukraine und die restriktivere Geldpolitik vieler Notenbanken zur Bekämpfung der Inflation werden das weltweite wirtschaftliche Geschehen voraussichtlich weiterhin beeinflussen. Der IWF warnt davor, dass die Risiken insgesamt erhöht bleiben, und geht für 2023 und 2024 von einem Wachstum von 2,8 bzw. 3 Prozent aus. Das Wechselkursumfeld bleibt in den für Lenzing wichtigen Regionen voraussichtlich volatil.

Dieses Marktumfeld belastet auch weiterhin das Konsumklima und die Stimmung in den für Lenzing relevanten Industrien. Zuletzt hellte sich der Ausblick allerdings etwas auf.

Nach dem Chinesischen Neujahrsfest zog die Nachfrage spürbar an. Sowohl bei den Viscoseherstellern als auch auf den nachgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette verbesserte sich dadurch die Kapazitätsauslastung und die Lagerstände reduzierten sich weiter.

Im richtungsweisenden Markt für Baumwolle zeichnet sich in der laufenden Erntesaison 2022/23 ein weiterer Lageraufbau ab. Erste Prognosen für 2023/24 lassen ein ausgeglicheneres Verhältnis von Angebot und Nachfrage erwarten.

Trotz Anzeichen der Erholung sowohl bei der Nachfrage als auch bei den Rohstoff- und Energiekosten bleibt die Ergebnisvisibilität allerdings insgesamt eingeschränkt.

Lenzing ist mit der Umsetzung des Programmes zur Reorganisation und Kostensenkung voll im Plan. Diese und weitere Maßnahmen haben das Ziel, Lenzing für die erwartete Markterholung bestmöglich zu positionieren.

Strukturell geht Lenzing unverändert von einem steigenden Bedarf an umweltverträglichen Fasern für die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Hygiene- und Medizinbranchen aus. Lenzing ist daher mit ihrer „Better Growth“ Strategie sehr gut positioniert und plant sowohl das Wachstum mit Spezialfasern als auch ihre Nachhaltigkeitsziele einschließlich der Transformation von einem linearen zu einem Modell der Kreislaufwirtschaft weiter voranzutreiben.

Die erfolgreiche Umsetzung der Schlüsselprojekte in Thailand und Brasilien sowie die Investitionsprojekte in China und Indonesien werden die Positionierung der Lenzing dahingehend weiter stärken.

Unter Berücksichtigung der genannten Faktoren und unter der Voraussetzung einer weiteren Markterholung im laufenden Geschäftsjahr geht die Lenzing Gruppe für 2023 unverändert von einem EBITDA in einer Bandbreite von EUR 320 Mio. bis EUR 420 Mio. aus.

Ausgewählte Kennzahlen der Lenzing Gruppe EUR Mio.01-03/202301-03/2022
Umsatzerlöse623,1615,0
EBITDA (Betriebsergebnis vor Abschreibungen)29,788,0
EBITDA-Marge4,8 %14,3 %
Periodenergebnis-64,934,1
Ergebnis je Aktie in EUR-3,030,87
Cashflow aus der Betriebstätigkeit-47,779,7
CAPEX¹84,7182,7
31.03.202331.12.2022
Nettofinanzverschuldung1.986,21.869,0
Bereinigte Eigenkapitalquote²37,1 %37,8 %
Mitarbeiter:innen (Beschäftigte)8.2258.301

1) Capital expenditures: Investitionen in immaterielle Anlagen, Sachanlagen und biologische Vermögenswerte laut Konzern-Kapitalflussrechnung

2) Prozent-Verhältnis bereinigtes Eigenkapital zur Bilanzsumme

Dominic Köfner

Vice President Corporate Communications & Public Affairs

Sébastien Knus

Vice President Capital Markets