06. Mai 2020

  • Faserpreise und -nachfrage durch COVID-19-Krise unter Druck
  • Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des operativen Betriebes und zum Schutz der Mitarbeiter/innen, Kunden und Lieferanten erfolgreich implementiert
  • Gründung eines Hygiene-Kompetenzzentrums zur Produktion und Weiterentwicklung von Schutzartikeln, um COVID-19-Krise weiter einzudämmen
  • Strategische Investitionsprojekte in Brasilien und Thailand schreiten planmäßig voran
  • Vorstand schlägt vor, keine Dividende für 2019 auszuschütten – neuer HV-Termin 18. Juni 2020

Lenzing – Die Lenzing Gruppe hat sich im 1. Quartal 2020 in einem äußerst schwierigen Marktumfeld mit erhöhtem Preis- und Mengendruck infolge der COVID-19-Krise gut geschlagen. Dank eines diversifizierten Geschäftsmodells sowie einem globalen Produktions-, Vertriebs- und Marketingnetzwerk einerseits und der disziplinierten Umsetzung der Unternehmensstrategie sCore TEN andererseits konnte der Effekt auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung teilweise kompensiert werden.

Die Umsatzerlöse gingen im 1. Quartal 2020 um 16,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf EUR 466,3 Mio. zurück. Hauptursache war die Preisentwicklung bei Standardviscose (bedingt durch den starken Kapazitätsüberhang im Markt) und anderen Standardfasern. Die Auswirkungen der COVID-19-Krise erhöhten den Preis- und Mengendruck weiter. Bis 31. März fielen die Preise für Standardviscose auf ein neues Allzeittief von RMB/to 9.150 – bis zu 33 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresquartals. Die vergleichsweise positive Entwicklung des Spezialfasergeschäftes und die etwas höhere Nachfrage nach Fasern für den Medizin- und Hygienebedarf konnten den Umsatzrückgang teilweise kompensieren. Der Anteil der Spezialfasern stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 47,3 Prozent auf 60,9 Prozent. Die Ergebnisentwicklung reflektiert den Umsatzrückgang: Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) verringerte sich um 24,3 Prozent auf EUR 69,6 Mio. Die EBITDA-Marge ging von 16,4 Prozent auf 14,9 Prozent zurück. Das Periodenergebnis ging um 58,6 Prozent auf EUR 17,7 Mio. zurück. Das Ergebnis je Aktie lag bei EUR 0,84 nach EUR 1,65 im 1. Quartal des Vorjahres.

„Die COVID-19-Krise beeinflusst die gesamte Textil- und Bekleidungsindustrie sehr negativ und erhöhte den Preis- und Mengendruck auf den Weltfasermarkt weiter. Lenzing behauptete sich in diesem äußerst schwierigen Marktumfeld und treibt die Umsetzung ihrer Schlüsselprojekte in Brasilien und Thailand weiter voran“, sagt Stefan Doboczky, Vorstandsvorsitzender der Lenzing Gruppe. „Um den hohen Bedarf an hygienischen Schutzartikeln für die Bevölkerung und für medizinisches Personal zu decken, haben wir im 1. Quartal 2020 die Zusammenarbeit mit Partnern entlang der Wertschöpfungsketten intensiviert. Heute sind wir stolz, dass wir unser Ziel einer industriellen Produktion von hochwertigen Schutzmasken gemeinsam mit unserem Partner Palmers erreicht haben und damit Österreich und Europa im Kampf gegen die Pandemie bestmöglich unterstützen können“, so Doboczky.

Stärkung des Spezialfaserwachstums

Die Investitionen in immaterielle Anlagen, Sachanlagen und biologische Vermögenswerte (CAPEX) haben sich im 1. Quartal 2020 auf EUR 138,6 Mio. mehr als verdreifacht. Der starke Anstieg des Investitionsvolumens spiegelt die Umsetzung der Großprojekte in Brasilien und Thailand wider. Die Umsetzung der beiden wichtigsten langfristigen Investitionsprojekte zur Stärkung der Eigenversorgung mit Faserzellstoff und Erhöhung des Spezialitätenanteils im Sinne der sCore TEN Strategie verläuft planmäßig. Nachdem im Dezember die Entscheidung für die Errichtung des Zellstoffwerks in Brasilien mit einer Kapazität von 500.000 to getroffen worden war, beteiligte sich die Duratex-Gruppe im 1. Quartal 2020 vereinbarungsgemäß mit einem Anteil von 49 Prozent am gemeinsamen Joint-Venture LD Celulose. Lenzing hält 51 Prozent der Anteile.

Im 1. Quartal 2020 gab Lenzing die Fertigstellung der zweiten Pilot-Fertigungslinie für ihr Filamentgarn der Marke TENCEL™ Luxe bekannt. Mit der neuen Anlage, für die am Standort Lenzing EUR 30 Mio. investiert wurden, sind nun ausreichend Kapazitäten verfügbar, um kommerzielle Programme und weitere Faserapplikationen zu entwickeln.

Stand up! Gegen Business as Usual

Rechtzeitig zum „Tag des Waldes“ am 21. März präsentierte Lenzing ihren Nachhaltigkeitsbericht 2019. Darin wird aufgezeigt, wie das Unternehmen den globalen Herausforderungen aktiv begegnet. Mit dem Motto „Stand up! Gegen Business as Usual“ betont Lenzing ihren Zugang, über ihre Produkte hinaus Verantwortung zu übernehmen. Mit der Umsetzung des Science-based target trägt Lenzing aktiv zur Bewältigung der durch den Klimawandel bedingten Probleme bei. Die Lenzing Gruppe hat sich dazu verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen pro Tonne Produkt bis 2030 um 50 Prozent gegenüber der Ausgangsbasis 2017 zu reduzieren. Das Ziel für 2050 lautet klimaneutral zu sein.

Produktion hochwertiger Schutzmasken: Hygiene Austria LP GmbH

Lenzing verstärkte im 1. Quartal 2020 die Zusammenarbeit mit Partnern entlang der Wertschöpfungsketten, um den aktuell erhöhten Bedarf an hochwertigen Hygiene- und Schutzartikeln zu decken. Lenzing AG und Palmers Textil AG gründeten Ende April die Hygiene Austria LP GmbH, an der die Lenzing AG 50,1 Prozent und die Palmers Textil AG 49,9 Prozent hält. Das neu gegründete Unternehmen startete ab Mai 2020 mit der Produktion und dem Verkauf von Schutzmasken für den heimischen und europäischen Markt. Die beiden Unternehmen investierten mehrere Millionen Euro. in eine moderne Produktionsinfrastruktur am Standort Wiener Neudorf und sicherten sich die entsprechenden Rohstoffe zur Schutzmaskenproduktion. In einem ersten Schritt stellt das Unternehmen sogenannte Mund-Nasen-Schutzmasken (MNS) und OP-Schutzmasken der Klasse EN14683 her. Hygiene Austria LP GmbH plant, die Kapazitäten auf über 25 Millionen Masken pro Monat auszubauen und dieses Geschäft auch geografisch zu erweitern.

Virtuelle Hauptversammlung am 18. Juni 2020

Die Lenzing Gruppe setzte ihre 76. ordentliche Hauptversammlung, nachdem diese am 17. März vor dem Hintergrund der Maßnahmen der österreichischen Regierung zur Eindämmung des Coronavirus verschoben wurde, für 18. Juni 2020 neu an. Der Vorstand der Lenzing Gruppe bewertete seinen ursprünglichen Beschlussvorschlag für eine Dividendenausschüttung von EUR 1,00 neu und gelangte zu dem Ergebnis, dass er dem Aufsichtsrat und der Hauptversammlung aufgrund der COVID-19-Krise vorschlagen wird, keine Dividende für das Geschäftsjahr 2019 auszuschütten. Der Verzicht auf eine Dividendenausschüttung wird von der B&C, dem Mehrheitseigentümer der Lenzing AG, befürwortet.

Prognose für 2020 bleibt ausgesetzt

Die Lenzing Gruppe hat ihre am 12. März veröffentlichte Prognose für die Ergebnisentwicklung im Geschäftsjahr 2020 aufgrund der weltweiten COVID-19-Krise und der dadurch stark eingeschränkten Visibilität ausgesetzt; Lenzing erwartete zu diesem Zeitpunkt, dass das Ergebnis für 2020 unter dem Niveau von 2019 liegen werde.

Der Internationale Währungsfonds rechnet derzeit für 2020 mit der größten Rezession der Weltwirtschaft seit ca. 100 Jahren. Die globale Wirtschaftsleistung werde 2020 um 3 Prozent zurückgehen, jene der Industriestaaten um 6,1 Prozent.

Die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Geschäftsbereiche der Lenzing Gruppe können nach wie vor nicht zuverlässig abgeschätzt werden, da diese stark von der Dauer der Krise sowie den weiteren Folgen für die Weltwirtschaft und die Textilmärkte abhängen. Infolgedessen bleibt die Prognose für 2020 ausgesetzt.

Die Lenzing Gruppe sieht sich auch aufgrund der vergleichsweise soliden Geschäftsentwicklung im 1. Quartal in der gewählten Unternehmensstrategie sCore TEN bestätigt und wird insbesondere die strategischen Investitionsprojekte, die ab 2022 einen signifikanten Ergebnisbeitrag liefern werden, weiter entschlossen vorantreiben.

Ausgewählte Kennzahlen der Lenzing Gruppe (in EUR Mio.) 01-03/2020 01-03/2019
Umsatzerlöse 466,3 560,0
EBITDA (Betriebsergebnis vor Abschreibungen) 69,6 92,0
EBITDA-Marge 14,9 % 16,4 %
Periodenergebnis 17,7 42,8
Ergebnis je Aktie in EUR 0,84 1,65
CAPEX¹ 138,6 45,7
Free Cashflow-106,728,0
31.03.2020 31.12.2019
Nettofinanzverschuldung 561,3 400,6
Bereinigte Eigenkapitalquote² 44,6 % 50,0 %
Mitarbeiter/innen (Beschäftigte) 7.191 7.036

1) Capital expenditures: Investitionen in immaterielle Anlagen, Sachanlagen und biologische Vermögenswerte laut Konzern-Kapitalflussrechnung
2) Prozent-Verhältnis bereinigtes Eigenkapital zur Bilanzsumme

Dominic Köfner

Vice President Corporate Communications & Public Affairs

Sébastien Knus

Vice President Capital Markets